Goldfisch vs. Mensch
Im Jahr 2015 sorgte Microsoft mit einer in Kanada durchgeführten Studie zur menschlichen Aufmerksamkeitsspanne für Aufsehen. Innerhalb von fünfzehn Jahren sei diese nämlich von ursprünglich 12 Sekunden auf 8 Sekunden gesunken. Im „Aufmerksamkeitsranking“ läge damit der Goldfisch mit neun Sekunden nunmehr vor dem Menschen, so die Schlussfolgerung der Studie.[1]
Definiert wurde die Aufmerksamkeitsspanne im Test als die Menge an konzentrierter Zeit auf eine Aufgabe, ohne abgelenkt zu werden. Wie das genau beim Goldfisch getestet wurde, blieb in der Studie unerwähnt, weshalb dieser Vergleich getrost als reiner Trigger für mehr Aufmerksamkeit verstanden werden darf.
Verantwortlich für die gesunkene Aufmerksamkeitsspanne ist hauptsächlich die zunehmende Technologisierung unserer Welt. Dank Smartphone und Co. bleiben wir Tag und Nacht auf Sendung. Hinzu kommt das Mitmachnetz mit seinen zahlreichen Social-Media-Kanälen, die der gefühlt ununterbrochenen Aufmerksamkeit bedürfen. Und unser Gehirn? Passt sich diesen veränderten Bedingungen an. Das hat es schon immer so gemacht – sonst hätte die Menschheit keine Überlebenschance gehabt. Heutzutage werden wir zu jeder Zeit an nahezu jedem Ort mit einer Unmenge von Bildern, Videos, Musik und Tönen überflutet.
Unserem Gehirn bleibt gar nichts anderes übrig als zu selektieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Die gesunkene Aufmerksamkeitsspanne ist also kein Symptom für eine zunehmende Verblödung der Menschheit. Vielmehr hat sich unser Gehirn den veränderten Bedingungen angepasst. Bevor es angesichts der Reizüberflutung kapituliert, hat es gelernt, sich anzupassen und zu selektieren, um schnellere Entscheidungen treffen zu können.
Dies stellt Kreative und Marketingexperten vor die Herausforderung, in wenigen Sekunden ihre Werbebotschaft so zu platzieren, dass sie vom Betrachter auch wahrgenommen wird.
„Fart to start“ – recht uncharmant, aber irgendwie auch treffend, brachten amerikanische Videomarketingexperten diesen Zusammenhang auf den Punkt. Der Knaller muss zwingend bereits am Anfang zu sehen sein, damit die Lust nach Mehr beim Zuschauer geweckt wird. Selbstverständlich ist das nur die eine Seite der Medaille. Was nützt die tollste Verpackung, wenn der Inhalt nicht stimmt? Und der spielt beim Videomarketing die Hauptrolle. Schließlich soll im Idealfall nach der Betrachtung des Videos eine Interaktion erfolgen.
[1] Quelle: www.statisticbrain.com